MARINE-BILDERDIENST
1941 sollte die deutsche Jugend zum Eintritt in die Kriegsmarine begeistert werden. Schulen wurden großformatige Plakate zur Verfügung gestellt, um sie den Jugendlichen unübersehbar zu präsentieren. Bis 1943 schufen dafür zehn deutsche Marinemaler Propaganda-Gemälde mit teils dramatischen Szenen aus allen Bereichen der Marine.
Die Texte zu den „Schulbildern“ stammen von Mitarbeitern des Marine-Bilderdienstes, der sie mit Unterstützung des Oberkommandos der Kriegsmarine herausgab.
Insgesamt entstanden 56 Bildfolgen im Farb-Offsetdruckverfahren im Format 50 x 70 cm. Bei einem Bildmaß von 38 x 64 cm blieb unter dem Gemälde bewusst Platz für eine umfassende Bildbeschreibung im damaligen Propagandastil, die die Jungen über die Abbildung hinaus überreden sollte, sich zur Marine zu melden. Bis zum Herbst 1944 hinein wurden die Plakate an die Schulen verschickt.
Am 23. November 1944 erging ein Runderlass des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an die Unterrichtsverwaltungen der Länder, die Reichsstatthalter, die Ober- und Regierungspräsidenten in Preußen sowie die Inspektion der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten:
Der Verlag Wilhelm Limpert ist wegen der bestehenden Postsperre für Päckchen zur Zeit nicht in der Lage, die restlichen Bildfolgen des Marine-Bilderdienstes an die Schulen zum Versand zu bringen. Ich habe den Verlag daher angewiesen, die gedruckten, aber nicht mehr auslieferbaren Bildfolgen so lange aufzubewahren, bis ein Versand durch die Post wieder möglich ist. Von Anfragen der Schulen an den Verlag wegen des Ausbleibens der restlichen Bildfolgen ist abzusehen. Im Auftrage: [… ]
Auf Grund der sich zuspitzenden Kriegslage wurde der Versand 1945 vermutlich nicht wieder aufgenommen.
Schon lange vor dem Krieg gab es in den Schulbibliotheken Bücher, die für die Marine warben. Teilweise waren sogar Merkblätter für den Eintritt in die Marine beigefügt. Beispielhaft sind die von Fritz-Otto Busch verfassten Bücher Zwei Jungens bei der Reichsmarine (1933), Unsere Deutsche Kriegsmarine (1936) oder Zwei Jungens unter der Kriegsflagge (1937) aus dem Franz Schneider-Verlag. Der ehemalige Marineoffizier Fritz-Otto Busch war „Hauptschriftleiter“ verschiedener Marine-Zeitschriften.
"Handelskrieg auf allen Meeren! Hilfskreuzer sind aus geeigneten Handelsfahrzeugen hergerichtet, in der Regel mit Mittelartillerie, mit guter Geschwindigkeit und großem Fahrbereich ausgestattete Fahrzeuge. Sie haben militärische Besatzung an Bord und genießen alle Rechte und Pflichten eines vollwertigen Kriegsschiffes. Monatelang können sie sich in See aufhalten. Fern der Heimat, ganz auf sich selbst gestellt, immer des Feindes gewärtig, ist ihre Hauptaufgabe Schädigung des feindlichen Seehandels. Wird ein feindlicher Dampfer gefaßt, so entscheidet der Kommandant nach Prüfung der Ladung und Sicherstellung der Besatzung über sein Schicksal. Wenn die Lage es erlaubt, erfolgt Entlassung in einen deutschen Hafen; in den meisten Fällen jedoch wird er Dampfer versenkt. Wer England hilft, ist unser Feind, ganz gleich, wo er angetroffen wird!"
Vom Nordkap bis zu den Pyrenäen halten viele hundert Vorpostenboote ständig Wache in See, sichern die Küstengewässer gegen überraschenden Feindangriff und sind schützende Begleiter eigener Streitkräfte durch minengefährdete Gebiete. Wetterharte Besatzungen auf seetüchtigen, oft aus Fischdampfern hergerichteten, leicht armierten Fahrzeugen stehen in diesem aufreibenden und entsagungsvollen Frontdienst, in steter Einsatz- und Opferbereitschaft, unentbehrlich für die Gesamtseekriegsführung im Wehrmachtsbericht jedoch nur selten erwähnt. - Ihrer Wachsamkeit sind zahlreiche Häfen und ausgedehnte Küstengebiete anvertraut, manch feindlichem Flieger wurde schon vor Erreichen der deutschen Küste von unsern Vorpostenbooten das Lebenslicht ausgebalsen. Die Heimat ist ihnen dafür Dank schuldig!
Norwegen! "Blücher" ist an der Spitze einer Gruppe von Seestreitkräften im Dunkel der Nacht in den Oslo-Fjord eingedrungen und steht im Begriff, die stark gefestigte Enge bei Dröbak (100m) zu durchfahren. An Bord neben der Besatzung zahlreiche Soldaten des Heeres. Entscheidungsvolle Sekunden stehen bevor. "Widerstand ist mit allen Mitteln zu brechen, voller Einsatz!" lautet der Befehl. Wird der Norweger seine Geschütz- und Torpedobatterien sprechen lassen oder die deutschen Soldaten als Freunde empfangen? Scheinwerfer leuchten, und mörderisches Feuer schwerer Artillerie aus nächster Nähe beantwortet plötzlich die Frage. "Blücher" wehrt sich tapfer, jedoch zu ungleich ist der Kampf, zwei Torpedos besiegeln das Schicksal des aus zahlreichen Wunden blutenden Schiffes. Besatzung und Heeresmänner können sich größtenteils an Land retten. - So schmerzlich der Verlust, der Kampf um Norwegen wird dadurch nicht aufgehalten, Oslo fällt planmäßig in deutsche Hand.
Stralsund, die alte, ehrwürdige See- und Hansestadt mit hochragenden Türmen und wechselvoller Geschichte, die Wiege preußisch-deutschen Seestrebens, ist heute Ausbildungsplatz von Flottenrekruten und allen Marine-Offiziersanwärtern. Außerdem dient der Hafen zur Heranbildung seemännischen Nachwuchses der Kriegsmarine. Auf dem Segelschulschiff "Horst Wessel" werden 16-17jährige Marine Hitlerjungen, die sich zur Kriegsmarine bereits verpflichtet haben, durch fachmännisches Personal theoretisch und.... (hier ist das Blatt leider abgerissen worden.)
Am 25. November 1941 sichtete eines unserer U-Boote an der nordafrikanischen Küste vor Trobuk einen stark gesicherten Schlachtschiff-Verband, durchbrach die Zerstörersicherung und erzielte 3 Treffer auf einem Schiff der Malaya-Klasse, dessen weiteres Schicksal zu beobachten, feindliche Angriffe verhinderten. Der Erfolg war groß: das Schiff, es war "Barham", sank in wenigen Minuten; jedoch erst 9 Wochen später gab die englische Admiralität den Verlust bekannt. - Die Vernichtung des wertvollen Schlachtschiffes bald nach der am 14. November 1941 im westlichen Mittelmeer ebenfalls durch deutsche U-Boote erfolgten Versenkung des Flugzeugträgers "Ark Royal", wobei gleichzeitig das Schlachtschiff "Malaya" schwere Beschädigungen erlitt, traf die englische Seemacht besonders hart, zumal kurz darauf italienische Sturmboote durch Eindringen in den Flottenstützpunkt Alexandrien 2 weitere Schlachtschiffe für längere Zeit außer Gefecht setzten. England wurde dadurch so geschwächt, daß es sich in der Folgezeit außerstande sah, unsere Seetransporte nach Nordafrika ernstlich zu stören, wo die Armee Rommel in entscheidungsvollem Kampfe stand. Ein mustergültiges Beispiel für erfolgreiches Zusammenwirken aller Waffen!
Nicht entdeckt zu werden vor dem Angriff auf einen Geleitzug ist die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg, aber auch höchste Kunst des Bootskommandanten. Wenn es heißt "Klar zum Tauchen!", weiß die Besatzung, was sie zu tun hat. Jeder Mann hat dabei einen verantwortungsvollen Posten. Höchste Spannung herrscht. In wenigen Augenblicken muß das Boot verschwunden sein. Nur der Kommandant hält von Zeit zu Zeit Ausschau durch das Sehrohr, das dazu wenig über die Wasseroberfläche ausgefahren wird. Gefahr droht besonders von Sicherungsfahrzeugen. - Im Kampfe um feindliche Geleitzüge haben unsere U-Boote bewundernswertes Geschick und großen Schneid bewiesen. Sie haben den ständig verfeinerten Abwehrmethoden des Gegners durch kühne, fortlaufend verbesserte Angriffsweise zu begegnen verstanden. Um jeden Geleitzug muß aber zäh und verbissen gekämpft werden, oft viele Tage und Nächte, bevor der OKW-Bericht melden kann: "Deutsche U-Boote versenkten im Kampfe gegen die englische Versorgungsschiffahrt 18 Dampfer mit zusammen 100 000 BRT!"
Zum Erstaunen unserer Gegner haben deutsche U-Boote ihre Operationen bis zum Kap der Guten Hoffnung, ja darüber hinaus in den Indischen Ozean, ausgedehnt und dort zahlreiche schwer beladene Transport-Schiffe zum Sinken gebracht. Bei Madagaskar berühren sich die Seekriegsgebiete der deutschen und japanischen Kriegsmarine. Diese viele Wochen andauernden Operationen sind dadurch möglich geworden, daß der notwendige Nachschub an Brennstoff, Lebensmitteln und sonstiger Ausrüstung durch U-Tanker herangebracht und den Booten auf hoher See zugeführt wird.
Wie im ersten Weltkriege wurden auch bei Beginn des gegenwärtigen Krieges zahlreiche Fischer-Fahrzeuge von der Kriegsmarine für den Minensuch- und –räumdienst übernommen und mit der dazu notwendigen Ausrüstung versehen. Die mit den Fahrzeugen vertrauten Besatzungen sind größtenteils an Bord geblieben und in den aktiven Marinedienst eingestellt.- Das Bild stellt eine aus Finkenwärder-Fischewern bestehende Minensuch-Flottille beim Fahren mit dem Suchgerät dar. Dieses verbindet die Fahrzeuge untereinander mit einer Stahlleine, so daß alle etwa dazwischen verankert liegenden Minen gefaßt werden. - Stets einsatz- und opferbereit sind die Minensucher die treuen unentbehrlichen Wegebereiter der U-Boote, Schnellboote und anderen Kampfeinheiten der Kriegsmarine für ihre Operationen gegen die feindliche Kriegs- und Handelsschiffahrt.
Auf dem Seewege nach der Sowjetunion stehen unsere U-Boote im Nordmeer in unaufhörlichem Kampfe gegen englisch-amerikanische Transporte und helfen durch Versenkung zahlreichen Kriegsmaterials unseren tapferen Ostkämpfern. Wind und Wetter, Schnee, Eis und schlechte Sicht erschweren im Nördlichen Eismeer die Kampfbedingungen; auch mit feindlichen Fliegern muß gerechnet werden. Jeder Erfolg in diesem Seegebiet ist besonders hoch zu bewerten.
Nicht nur in U-Boots-Rudeln zur Bekämpfung von Geleitzügen, sondern auch einzeln stehen unsere Boote ununterbrochen in See, um feindliche Zufuhrschiffe abzufangen. Jedes in Sicht kommende Schiff wird zur Feststellung seiner Nationalität und Ladung angehalten. Fast alle Schiffe fahren heute im Dienste unserer Feinde und können daher aufgebracht, d.h. weggenommen werden. Der Kommandant des U-Bootes entscheidet darüber, ob das Schiff versenkt oder als Prise in einen deutschen Hafen geschickt wird.
Als Minenträger können die verschiedenartigsten Schiffe verwendet werden; neben Minenfahrzeugen z.B. Torpedoboote, Zerstörer, Kreuzer, Hilfskreuzer und U-Boote. Auch Fahrgastschiffe werden als Hilfsminenschiffe eingestellt und lassen sich in kurzer Zeit dazu herrichten. Wie bekannt, verseuchte der Bäderdampfer "Königin Luise" in den ersten Tagen des Weltkrieges 1914/1918 die Themsemündung mit Minen, denen der englische Kreuzer "Amphion" zum Opfer fiel. Der Minenkrieg ist auch in den jetzigen Seekämpfen von größter Bedeutung, wenn auch der Öffentlichkeit wenig darüber bekannt ist.